Nein, wir sind nicht verrückt geworden. Wir spielen Stadt, Land, Fluss nur mal anders und sind auf den Geschmack gekommen. Auf den Geschmack alter Tomatensorten, köstlicher Pflanzennamen und leckerer Ringelblumen. Wir wühlen mit bloßen Fingern in der Erde, halten die Nase in die Sonne und machen uns bereit für die nächste Runde Stadt, Wand, Nuss, besser bekannt als Urban Gardening. Wir bepflanzen Töpfe und Kästen, Paletten und Pflanzentaschen. Wo kein Platz auf dem Boden, da bepflanzen wir einfach die Wand!
Nomen est Omen, auch auf dem Balkon
Sortenarmut? Nicht mit uns! Erdbeere Pink Princess glänzt verführerisch in der Sonne. Gurkenkönig Bimbostar ist hin und weg. Sorry, Korona, du bist zwar auch eine zuckersüße Erdbeere, aber dieses Jahr wird das nichts mit uns. Rapunzel (auch bekannt als Feldsalat) gedeiht im Blumenkasten, ums Geländer schlängelt sich die „Kleine Rheinländerin“ (Erbse) und bandelt doch glatt mit Robin Hood (Bohne) an. Ob Grünes Zebra, Ochsenherz oder Tigerella – lecker sind diese alten Tomatensorten alle! Unter den Paprikas macht für uns die Lange Süße das Rennen, eine heimische Sorte aus Thüringen. Ob die Lange rote Stumpfe ohne Herz (Möhre) ihr Herz an Radieschen Rudi verloren hat? Den Bienen ist das schnuppe, die surren eifrig durch das Blütenmeer der Vergissmeinnicht.
Gärtnern auf Balkonien: alles nur Peanuts?
Dein Balkon ist winzig? Was soll da schon bei rauskommen? Die drei Tomaten und fünf Erdbeeren, die gibt´s im Supermarkt günstiger, denkst du. Stimmt. Aber: Es tut so gut, die Hände mal wieder tief in die Erde zu stecken. Das hat etwas Meditatives und erdet, im wahrsten Sinne des Wortes. Klar, zum Selbstversorger wirst du so noch nicht gleich, aber du tust etwas für deine Selbstfürsorge! Und für ein besseres Mikroklima. Und gegen das Bienensterben obendrein. Lokaler und saisonaler geht´s nicht. Wenn du deinen Gästen den Langen Süßen aus eigenem Anbau servierst, wirst Du vor Stolz fast platzen. Von wegen Peanuts!
Außerdem lernst du Neues über Anbau und Herkunft der Lebensmittel. Oder wusstest du, dass Erdnüsse gar keine Nüsse sind, sondern streng genommen Hülsenfrüchte (daher auch der englische Name „peanuts“, also Erbsennüsse)? Dafür sind wiederum Erdbeeren gar keine Beeren, sondern Nüsse – genauer gesagt Sammelnussfrüchte. Verkehrte Welt! Doch zurück zu den Peanuts: Diese leckere Knabberei kannst du dir für den nächsten Serienabend tatsächlich auf dem Balkon ziehen. Wie, das erfährst du hier.
Vertikaler Stadtgarten: pflanzen in alle Richtungen
Jetzt bist du scharf auf Chili und Tomaten aus eigenem Anbau? Wenn du nicht viel Stellfläche hast, bau doch einfach in die Höhe. Zum Beispiel mit einem Gartenregal. Den Platz an der Wand nutzt du mit Pflanzentaschen oder Pflanzenleitern. Auch kreative Palettenregale, Blumenampeln oder selbstgebastelte Hängevorrichtungen aus Tetrapacks machen sich gut.
Gemeinschaftsgärten: Projekte zum Mitmachen
Urban Gardening geht auch ohne Balkon. Wie wäre es mit ein paar Hochbeeten im Gemeinschaftsgarten oder Hinterhof für alle Hausbewohner? Das stärkt die Nachbarschaft und das Gemeinschaftsgefühl. In vielen Städten gibt es urbane Gartenprojekte zum Mitmachen. Auch Baumflächen auf Gehwegen sehen mit ein paar bunten Blumen hübscher aus. Aber Achtung, nicht einfach wild drauflos pflanzen: Unbedingt vorher die Genehmigung des Vermieters oder des Grünflächenamtes einholen! Nicht dass du, ohne es zu wollen, zum illegalen Guerilla-Gärtner wirst.
5 Tipps für deinen City Garden
- Jeder Topf hat seinen Deckel. Und jede Pflanze ihren Topf. Auch der sollte passen. Nicht zu groß und nicht zu klein soll er sein. Loch rein gegen Staunässe und ab in die Sonne. Für die weltbesten Jalapeños vom Balkon empfehlen wir den Chili-Kasten.
- Wer mit wem, das ist die Frage. Ob Robin Hood tatsächlich mit der Kleinen Rheinländerin kann, solltest du vorher prüfen. Radieschen Rudi würde sich beispielsweise im selben Pott wie Gurkenkönig Bimbostar nicht wohl fühlen.
- Von der Hand in den Mund – aber bitte ohne Chemie. Am besten Bio-Dünger verwenden, besonders wenn die Pflanzen zum Verzehr gedacht sind.
- Essbare Blüten: Kapuzinerkresse, Ringelblumen, Lavendel oder Malven sind schön anzusehen und machen sich gleichzeitig gut auf dem Teller. Noch dazu sind sie ein wahrer Bienen-Magnet. Und die brauchst du schließlich, damit das mit der Befruchtung der Blüten klappt.
- Rückenschonend: Das Hochbeet ist beliebt für Höfe, Terrassen und Gärten. Weiterer Vorteil: Erzfeind Schnecke hat es schwerer.