Apfel oder Birne?
„Der passt wie angegossen“ – für ihn wurde dieser Satz erfunden. Denn bei kaum einem anderen Kleidungsstück sind wir so darauf angewiesen, dass nichts zwickt, wackelt oder Luft hat. Die Bluse ist zu lang? Dann stecken wir sie einfach in die Hose. Das Kleid zu weit? Das kann ein schicker Gürtel richten. Doch der Badeanzug mit kleinen Fehlern lässt sich nicht so einfach korrigieren. Kurz: Er muss passen. Wie angegossen.
Einen Badeanzug zu finden, der genau das einlöst, kommt allerdings der Suche nach dem heiligen Gral gleich. Der Erste kneift im Schritt. Beim Zweiten wirft der Stoff kleine Wellen über dem Bauch. Am Dritten hängen so viele Ornamente aus Metall, dass sie einen beim Schwimmen in die Tiefe ziehen könnten. Und der vierte hat eine von diesen überaus komplizierten Trägerkonstruktionen. Sieht schick aus, ohne Frage. Doch schon beim Anprobieren ist klar: Dieses Muster wird die Sonne zweifellos auf die Haut übertragen, auch mit Lichtschutzfaktor 50. Und ohne die Anwesenheit des Badeanzugs ist das gar nicht mehr so schick. Man könnte in Versuchung kommen, sich die Bademode der vorletzten Jahrhundertwende zurückzuwünschen. Hier stiegen die Badenixen noch in langen Hosen oder Röcken aus Baumwolle in die Fluten. Bräunungsstreifen? Höchstens an den Füßen.

Ein bisschen bequemer und weniger sittsam darf es dann aber doch sein. Also wird weiter probiert, gezogen und gezuppelt. Zwischendurch auch in Betracht gezogen, doch wieder zum Bikini zu greifen. Der ist vergleichsweise unkompliziert. So viele unterschiedliche Kombinationsmöglichkeiten, für jede Präferenz ist etwas dabei. Das darf dann auch mal oben sportlich und unten verträumt sein. Oder andersherum.
Aber manchmal muss es eben ein Badeanzug sein. Nicht aus moralischer Empörung über zu wenig Stoff, wie sie im Jahr 1946 über den Zweiteiler schwappte, als Louis Réard seine nach dem südpazifischen Bikini-Atoll benannte Kreation in einer Pariser Badeanstalt präsentierte. Schließlich wurden schon in der Antike Frauen in so etwas gesichtet. Aber manchmal will man sich einfach am Strand oder im Wasser oder auch in einer Therme bewegen, ohne dass das Oberteil verrutscht. Oder einfach nur: für ein bisschen Abwechslung sorgen!
Einer für alle? Beim Badeanzug definitiv nicht!
Frauenzeitschriften behaupten immer wieder: Ein klassischer Einteiler stehe wirklich jeder Frau. Nach einer halben Stunde in der Umkleidekabine ist frau allerdings in der Stimmung, Gegendarstellungen zu verlangen.
Etwas, das jeder Frau steht, ist aber auch wahrlich zu viel verlangt. Denn wir sind viel zu unterschiedlich, jede ist etwas Besonderes. Groß oder klein, schmal oder molliger, kurzer oder langer Rumpf, A- oder E-Körbchen. Die einen wollen ihre Oberweite betonen, die anderen lieber ihren Rücken. Die einen in leuchtenden Farben an den Strand, die anderen lieber in dezentem Grau.